Teich oder Weiher
Das natürliche Pendant zum Teich wäre ein Weiher. Ein Weiher ist ein natürliches Gewässer von so geringer Wassertiefe, dass der gesamte Teichgrund von Wasserpflanzen besiedelt werden kann, weil die Lichtmenge, die bis zum Teichboden vordringt, für die Photosynthese der Pflanzen ausreicht. Das unterscheidet den Weiher von dem tieferen See.
Im Gegensatz zum Tümpel, der immer wieder trockenfallen kann, führt ein Weiher das ganze Jahr hindurch Wasser. In der Regel wird Frischwasser über einen Zufluss nachgeliefert und er hat einen entsprechenden Abfluss, oder der Weiher ist Teil eines Fließgewässersystems, oder er wird aus einer Quelle gespeist. Das kann eine Sturzquelle sein, aus der das Quellwasser in den See fließt, oder eine unterseeische Quelle, aus der Grundwasser am Gewässerboden austritt.
In jedem Fall hat ein Weiher einen durchlässigen Bodengrund, der aber über ein Poren-/Lückensystem mit dem darunter liegenden Erdreich in Verbindung steht, teilwiese sogar bis ins tiefer gelegene Grundwasser reicht.
Dies sind die wichtigsten Milieufaktoren, die einen Weiher ‚am Leben‘ halten und ihn von einem künstlich angelegten Teich unterscheiden. Den der Gartenteich hat in der Regel keinen natürlichen Zufluss und Ablauf, wenn man nicht gerade das Glück hat, dass ein Bach durch das eigene Gartengelände fließt.
Ein Weiher ist ein offenes System; der Gartenteich wird dagegen im Kreislauf gefahren. Selbst wenn ein Bachlauf oder Filtergraben integriert wird, es bleibt ein geschlossenes System. Und das hat Folgen für Pflanzen und Tiere. Jeder Forellenzüchter wird bestätigen, dass Forellen, die in einem Forellenteich, der von einem Bach oder einer Quelle gespeist und ständig mit Frischwasser versorgt wird, widerstandsfähiger sind und schneller heranwachsen, als Forellen aus einem Teich, dessen Wasser, zwar über einen Teichfilter gereinigt wird, aber immer wieder im Kreislauf zirkuliert.
Ein zweiter Unterschied zum Weiher liegt darin, dass ein Teich, wenn er keinen offenen Zu- und Ablauf hat, gegen den Untergrund abgedichtet werden muss; sonst verliert er Wasser und würde bald versickern. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Betonteich, einen Folienteich oder gar einen Fertigteich aus einer Kunststoffschale handelt. Der Boden ist immer versiegelt. Damit werden für das Biologische Gleichgewicht wichtige Austauschprozesse zwischen Wasser und Untergrund unterbunden.
Ein weiteres Handicap von Teichen ist, dass sie meist viel zu klein sind und auch nicht annähernd die Wasserfläche eines Weihers erreichen. Aber je größer die Wasserfläche ist, desto weniger störanfällig und umso stabiler ist das Gewässersystem.
Der Naturteich in der Literatur
Durchforstet man die einschlägige Gartenteichliteratur, Fachzeitschriften und Internetseiten, dann wird dort in aller Regel ein möglichst natürlich aussehender Teich als Naturteich beschrieben und von Kunstteichen wie einem Schwimmteich oder einem Koiteich unterschieden. Aber auch optisch unterscheidet sich ein solcher natürlicher Gartenteich stark von einem natürlichen Gewässer.
Abgesehen von den geringeren Ausmaßen hat der Gartenteich steilere und abrupte Übergänge zwischen Ufer, Flachwasser- und Tiefenzone. Und der Gartenteich wird meist mit viel zu vielen Pflanzenarten in geringen Stückzahlen und oft mit ganz unterschiedlichen bis konträren Milieuansprüchen bepflanzt. Ein natürlicher Weiher bietet dagegen nur wenigen Pflanzenarten aber in ausgedehnten, dichten Beständen Platz.
Praktikabler und vor allem praxisrelevanter ist dagegen die NaturGart-Definition eines Naturteichs (JOREK 2004). Danach ist nicht das entscheidende Kriterium für einen Naturteich, ob er frei in der Landschaft liegt mit ständigem Austausch zwischen Wasser und Untergrund oder durch eine Folie abgedichtet wird, sondern der Pflegeaufwand und der technische Einsatz. Während in einem Schwimmteich oder Fischteich das Sediment ständig abgesaugt und das Wasser mit Hilfe technisch aufwendiger Geräte aufwendig gereinigt und mit Sauerstoff angereichert werden muss, kann man einen Naturteich seinem natürlichen Alterungsprozess überlassen und sich damit viel Arbeit und Teichtechnik sparen. Je sorgfältiger und ökologischer der Teich von Anfang geplant und angelegt wird, desto langsamer läuft dieser Alterungsprozess und die damit einhergehende Verlandung ab; ganz verhindern kann dies aber nicht. Obwohl man dies um einige Jahre hinauszögern kann, wenn die üppig wachsende Pflanzendecke, die sich zur Teichmitte ausdehnt und die freie Wasserfläche langsam überwuchern würde, regelmäßig auslichtet und in Abständen von einigen Jahren den Teichboden entschlammt. Und je größer die Teichfläche ist, desto länger ist die Lebensdauer des Teiches. Nach JOREK (2004) liegt die Lebenserwartung eines nur 10m großen Teiches bei 3 bis 5 Jahren, wenn der Teich durch ein Netz vor Falllaubeintrag geschützt ist, verdoppelt sich seine Lebensdauer. Im Vergleich dazu kann ein 30m² großer Teich mit Falllaubschutz 20 Jahre alt werden, ein 100m² großer Teich sogar bis zu 30 Jahre.
Literatur
JOREK,N. (2004): Beispielhafte Gartenteiche ? Das Handbuch für die Planung von Natur-, Fisch- und Schwimmteichen.- (Verlag Natur & Garten, Ibbenbüren).
SICKA, P.D. (1999): Der Naturteich im Garten.- (Aqualog Verlag, Möhrfelden-Walldorf).
STEMPEL,U.E. (2008): Gartenteiche planen, anlegen und pflegen. ? (Franzis Verlag, Poing).
SWINDELLS,P. (2004): Natürliche Gartenteiche gestalten & erhalten.- (bede Verlag, Ruhmannsfelden).
WILKE,H. (1995): Naturteich anlegen und bepflanzen.- (Gräfe & Unzer, München).