Koi können von allen möglichen Parasiten befallen und Fischkrankheiten bekommen, wie alle anderen Karpfen auch. Besonders gefürchtet ist aber bei allen Koi-Liebhabern das höchst infektiöse, unter Karpfen und Koi grassierende Koi-Herpesvirus (kurz KHV genannt). Die wissenschaftlich korrekte Bezeichnung lautet Carp Nephritis and Gill Necorsis Vitus CNGV oder Cypriniden-Herpesvirus-3 CyHV-3.

Je nach Allgemeinzustand der Koi und den jeweiligen Milieubedingungen wie Stress, Ernährung und Wasserbeschaffenheit zeigen sich die ersten Symptome bereits nach einer Woche oder erst nach vielen Monaten. Nach Ausbruch der Krankheit sterben bis zu 100% der infizierten Fische innerhalb von 14 Tagen, viele bereits innerhalb der ersten 24 Stunden.

Da diese Virusinfektion in den allermeisten Fällen tödlich verläuft, sehr ansteckend ist und bis heute nicht heilbar ist, gilt es infizierte Koi sobald wie möglich von den übrigen Farbkarpfen zu isolieren.

Zu einer ernsthaften Erkrankung scheint das KHV-Virus allem Anschein aber nur bei Koi und den in Teichen gehaltenen Nutzkarpfen zu führen. Andere Arten aus der Familie der Karpfenfische (Cyprinidae) wie Karauschen, Graskarpfen und Goldfische können zwar eine Rolle als Überträger spielen, erkranken aber selbst nicht. Übertragen wird das Virus von Fisch zu Fisch durch direkten Hautkontakt, aber auch durch Ausscheidungen im Wasser. Auch beim Hantieren des Koibesitzers mit Kescher, Schuhe oder über die Hände kann das Virus bereits weitergegeben werden. Aber auch über Wasservögel, vor allem Kormorane, können das Virus von Teich zu Teich verschleppen. Meist gelangt das KHV-Virus aber über bereits infizierte Neuzugänge von Koi in den eigenen Fischbestand. Allerdings bleiben diese Viren außerhalb ihres Wirtes nicht länger als 14 Tage lebensfähig und ohne Wasser gehen sie bereits nach 2 Stunden zugrunde.

Doch wer ist der Erreger, wie kann man ihn diagnostizieren und ? am wichtigsten ? woran kann mit KV-infizierte Koi so früh wie möglich erkennen? Im Jahre 2000 wurde das Herpesvirus von dem Amerikaner Ron Hedrick beschrieben. Ein Herpes cyprini wurde aber bereits 10 Jahre zuvor in Japan entdeckt. Ob es sich in beiden Fällen um das gleiche Koi-Herpes-Virus handelt, konnte bis heute nicht mit Sicherheit geklärt werden, obwohl 2007 die komplette DNA infizierter Tiere in Japan sequenziert werden konnte. Erste Koi-Herpes-Infektionen traten in Deutschland bereits 1997 auf, ein Jahr später auch in Israel. Seit 2005 sind in KHV-Infektionen meldepflichtig.

Zu den auffälligsten Symptomen gehören nekrotische Veränderungen der Kiemen – stirbt das Kiemengewebe ab, dann besteht akute Lebensgefahr! Aber auch ein aufgetriebener Bauch – ähnlich wie bei der Infektiösen Bauchwassersucht (IBW), von der Karpfenfische im besonderen Maße betroffen sind.

Oder Geschwüre, die nach außen durch die Haut durchbrechen. Weitere erste Anzeichnen einer KHV-Infektion können ausgefranste Flossenränder oder eine aufgeraute Haut sein.

Eine sichere Diagnose ist jedoch nur mit Hilfe von Labortests möglich, zum einen durch eine Polyymerasekettenreaktion (PCR), zum anderen durch den sogenannten LAMP-Test (Loop-Mediated Isothermal Amplification), bei dem bereits innerhalb von 2 Stunden eine Farbreaktion mit hinreichender Sicherheit Aufschluss darüber gibt, ob eine KHV-Infektion vorliegt. Inzwischen sind auch die meisten Tierarztpraxen und Tierkliniken darauf eingestellt, diesen LAMP-Schnelltest durchzuführen. Ein negatives Testergebnis (ausbleibender Farbumschlag) schließt aber eine KHV-Infektion nicht mit 100%-ziger Sicherheit aus. Daher muss zusätzlich eine pathologische Untersuchung toter Fische durch Entnahme von Gewebsproben aus möglicherweise befallenen Organen wie Nieren, Leber und Gehirn erfolgen.

Die beste Möglichkeit einer KHV-Epedemie im eigenen Koi-Bestand vorzubeugen besteht darin, die Fische im Auge zu behalten, immer wieder beim Füttern genauso beobachten und verhaltensauffällige Fische oder Fische mit ersten körperlichen Symptomen rechtzeitig herauszufangen und in ein separates Quarantänebecken zu setzen. Und wenn Koi beim Schwimmen oder Füttern Verhaltensauffälligkeiten zeigen und Faktoren wie Sauerstoffmangel, hohe Wassertemperaturen und andere negative Milieufakotren auszuschließen sind, sollte man im Zweifelsfall lieber einmal zu viel einen Fachmann zu Hilfe holen. Im Internet ist unter http://koklan.de/CONTENT/kontakt_tieraerzte/ eine Liste der Tierärzte aufgeführt, die sich mit KHV und anderen Fischkrankheiten auskennen. Eine Erstberatung mit einer allgemeinen Untersuchung der Fische wird mit durchschnittlich rund 15? in Rechnung gestellt, bei Eilfällen kann es aber mehr als das Doppelte bis Dreifache kosten. Das sollte es einem echten Koi-Liebhaber aber wert sein, und zwar unabhängig davon, ob seine Koi nun nur 20? oder mehrere Hundert Euro gekostet haben. Weitere Informationen über Symptome und Verlauf dieser und anderer Koi-Krankheiten haben die besonders aktiven Koi-Liebhaber am Niederrhein, kurz KLAN, auf ihrer Homepage www.koiklan.de zusammengestellt.

Die durch KHV hervorgerufene Virusinfektion gilt bis heute als unheilbar. Und die wenigen Koi, die eine Infektion überlebt haben, können nach wie vor Überträger der Krankheit sein. In Israel wurde zwar kurzem auch ein Impfstoff gegen KHV entwickelt; dieser gilt aber nicht als 100%-zig sicher; auch unter geimpften Koi ist es zum Ausbruch der Krankheit gekommen.

Bis zu einem gewissen Grad spielt aber auch die Gesundheit und Widerstandskraft der Fische eine Rolle. Stressfreie und unter optimalen Milieubedingungen aufgezogene Koi sind weniger anfällig. Und schließlich sollte man nicht vergessen, dass auch Koi neben der zu Recht gefürchteten Koi-Herpes-Infektion nicht von anderen Fischkrankheiten und Parasitenbefall verschont bleiben, und die sind in den meisten Fällen heilbar.

Literaturhinweis

AHRENS,W. (2007): Vorsicht vor neuen Fischen. Neues zum Koiherpesvirus KHV).- .- in: Gartenteich Sonderausgabe Nr.17: Koi und Koiteiche.- (Dähne Verlag, Ettlingen), S.24-27. o.A. (2006): KHV nun anzeigenpflichtige Tierseuche.- in: Gartenteich ? Das Wassergarten-Magazin (Dähne Verlag, Ettlingen) 3/2006, S.6. o.A. (2010): Kein Ende in Sicht! Der Koi-Herpes-Virus gefährdet noch immer unsere Bestände.- in: Gartenteich Sonderausgabe Nr.17: Asiatische Gartenteiche. (Dähne Verlag, Ettlingen), S.56-57.

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