Was in einem Bodensee jedes Jahr beim Auftauchen und Verschwinden einer Algenblüte so eindrucksvoll abläuft, warum sollte das nicht auch in den überschaubaren Dimensionen eines Gartenteiches funktionieren?
Bewährt hat sich folgende Methode zum Aufbau einer solchen Nahrungskette im Gartenteich:
- Im Frühjahr stellt man im Haus an ein Südfenster ein kleineres Aquarium von etwa 40 Liter Volumen aus Glas oder Kunststoff auf. Es wird zur Hälfte mit Wasser aus dem Teich gefüllt, dann gibt man einige Spritzer (nicht mehr!) eines handelsüblichen Blumendüngers hinzu.
- Am Südfenster in der vollen Mittagssonne wird sich das Wasser bald über die Raumtemperatur hinaus erwärmen.
- Durch das Sonnenlicht, die Erwärmung und Versorgung des Wassers mit Nährstoffen werden sich die in einem Teichwasser immer wenigstens in geringer Stückzahl lebenden Schwebealgen, vor allem Grünalgen, rasch vermehren.
- Sobald sich das Wasser durch die Algen grün färbt, füllt man täglich einige Liter Leitungswasser nach. Das wird solange wiederholt, bis das Aquarium vollständig gefüllt ist.
- Der Zoofachhandel bietet lebende Wasserflöhe in kleinen Chargen von 20 bis 50 Tieren pro Beutel mit Wasser gefüllt. Diese Anzahl ist als ?Startkapital? für den Aufbau einer eigenen Wasserfloh-Population im Glas ausreichend.
- Bewährt haben sich vor allem Wasserflöhe der Gattung Daphnia, die in ähnlichen Stillgewässern wie im Gartenteich leben.
- Neben dem besonders häufigen Gemeinen Wasserfloh (Daphnia pulex) ist für den Aufbau einer solchen Wasserfloh-Population vor allem der Große Wasserfloh (Daphnia magna) zu empfehlen. Dieser Wasserfloh kommt oft massenhaft in Dorfweihern, Gräben und selbst in sporadisch wasserführenden Pfützen auf Viehweiden vor.
- Zumindest wird das Daphnia magna?Weibchen ist mit 6 mm Körperlänge wesentlich größer als anderen Daphnien. Deshalb kann man es später mit bloßem Auge beim Abfangen und Filtrieren der Grünalgen beobachten.
- In den nächsten 2 bis 3 Wochen werden sich die Wasserflöhe bei diesem Überangebot an Grünalgen rasch vermehren und aus den anfangs 20 bis 50 Wasserflöhe sind einige Hundert geworden. Diese Wasserflöhe werden inzwischen die Grünalgen zum größten Teil abfiltriert haben, das Aquarienwasser hat seine grüne Trübung verloren und ist wieder klar.
- Nun wird es Zeit, diese Wasserflöhe aus dem Aquarium in die Freiheit, d. h. in den Gartenteich zu entlassen. Dort dürfte sich inzwischen die erste Frühjahrsblüte der Schwebealgen entwickelt haben. Diese erste Algenblüte wird spätestens verschwinden, wenn die Teichpflanzen im Laufe des Monats Mai wieder austreiben und dem Wasser ihrerseits Nährstoffe entziehen. Dieser Ablauf wird durch die filtrierenden Wasserflöhe intensiviert und die Algenblüte rasch beendet sein. Die Daphnien-Weibchen vermehren sich durch das Austragen unbefruchteter, sogenannter Subitaneier fast explosionsartig. Mit dem sinkenden Futterangebot an Schwebealgen lässt aber auch die Vermehrungsrate der Wasserflöhe wieder nach.
- Wird das Algenangebot für die Wasserflöhe zu knapp, dann entwickeln sich befruchtete Dauereier. Diese Dauereier sinken zu Boden und verharren dort lange Zeit in einer Art Dauerschlaf. Solange, bis sich ihre Lebensbedingungen – das sind vor allem ansteigende Wassertemperaturen und ein wachsendes Angebot an Plankton – wieder verbessern, sie zu neuem Leben erwachen und zunächst als Larven schlüpfen, um zu einer zweiten Wasserfloh-Generation heranzuwachsen.
- Sollten sich in dieser Zeit die Schwebealgen wieder massenhaft entwickelt haben und eine zweite Algenblüte im Sommer hervorrufen, dann kommt es wieder zu einer Massenentwicklung von Wasserflöhen und die Grünalgen werden abflitriert und die sommerliche Algenblüte verschwindet wieder.
- Diesen Prozess kann man noch ein wenig unterstützen, indem man dem Verschwinden ersten Frühjahrs-Algenblüte eine zweite Daphnien-Population im Aquarium heranzieht und dann im Sommer wieder in den Teich aussetzt ? zur Unterstützung der bereits im Teich lebenden Daphnien
- Mit etwas Glück spielt sich dieser Ablauf im Gartenteich ? Frühjahrsblüte ? Massenentwicklung der Wasserflöhe ? Klarwasserstadium ? Dauereier der Wasserflöhe ? sommerliche Algenblüte ? zweite Generation von massenhaft auftretenden Wasserflöhen ? Zusammenbruch der Sommer-Algenblüte – auch im zweiten Jahr wieder ab, ohne dass man das Teichwasser nochmals mit Wasserflöhen ?animpfen? muss.
- Ist man neben einem Gartenteich Besitzer eines Wasserwasseraquariums mit Lebendgebärenden Fischen wie z. B. Guppys. Dann kann man diese Fische Ende Mai zur Sommerfrische in den Gartenteich umsetzen. Wo sie sich vor allem von den Wasserflöhen ernähren und sich ihrerseits rasch vermehren werden. Im Herbst kommt der Fischschwarm dann wieder das Winterhalbjahr über ins Aquarium. Trotzdem werden noch genügend Wasserflöhe in Form der Dauereier überwintern, um dann im nächsten Frühjahr bei der ersten Algenblüte rechtzeitig zur Stelle zu sein.
Ein Aufbau solch einer Nahrungskette aus Schwebealgen – Wasserflöhen Fischen würde mit ganzjährig im Teich bleibenden Kaltwasserfische nicht funktionieren. Denn die erste Generation der Wasserflöhe im Frühjahr muss sich ungestört und ohne Fische entwickeln können, um der Frühjahrsblüte der Algen Paroli bieten zu können.