Verbreitung und Lebensraum des Wasserkalbs
Gordius aquaticus ist eine von vielen Arten der Familie Gordiidae aus der Gruppe der sogenannten Saitenwürmer (Nematomorpha). Diese Gordiiden sind weitverbreitet und besiedeln die unterschiedlichsten Gewässerformen. Man findet sie in Tümpeln, Teichen, Weihern und Seen, aber auch in permanent feuchtem Boden, denn die meisten haben eine semiterrestrische Lebensweise, d.h. einen Teil ihrer Entwicklung vollziehen die Gordiiden an Land, bzw. in ihren terrestrisch lebenden Wirtstieren.
Manchmal werden sie von ihren Wirtstieren in ein kleines, leicht austrocknendes Gewässer, eine Wasserpfütze oder einen kleinen Tümpel transportiert. Für das Wasserkalb kann solch ein temporäres Kleingewässer eine tödliche Sackgasse bedeuten, in der es nicht überleben und sich nicht fortpflanzen kann.
Merkmale, Form und Färbung
Gordius aquaticus, das Wasserkalb gehört zu den Saitenwürmern (Nemtaomorpha) mit einer eigenen Familie Gordidae. Dieser Wurm ist ähnlich drahtig steif wie ein Pferdehaar. Er kann gelblich, braun oder sogar schwärzlich gefärbt sein. Meist wickelt er sich um einen Pflanzenstängel oder einen Halm. Entknäult kann er bis zu 80cm Länge messen. Die Weibchen werden deutlich länger als die Männchen.
Gordius aquaticus besitzt weder einen Mund noch einen After. Und die Haut ist für flüssige Nahrung undurchlässig. Von daher ist es bisher völlig unklar, wie sich dieser Wurm überhaupt ernährt. Offensichtlich nimmt das Wasserkalb im ausgewachsenen Zustand gar keine Nahrung mehr auf.
Haltung des Wasserkalbs im Gartenteich
Gordius aquaticus wird im Garteneich meist übersehen. Der drahtige, lange Wurm bildet in Ruhestellung ein wirres Knäuel meist in lockerer Form um einen Pflanzenstängel herum drapiert. In erwachsenem Zustand nimmt er wahrscheinlich überhaupt keine Nahrung mehr auf.
Vermehrung des Wasserkalbs
Gordius aquaticus ist getrennt geschlechtlich; Männchen und Weibchen paaren sich in einem engumschlungenen Knäuel. Dann legt das Weibchen sehr viele Eier in bandförmigen weißlich gefärbten Laichschnüren ab. Daraus schlüpfen die winzig kleinen Larven. Ihr vorderes Körperende ist rüsselartig verlängert mit Stiletten und Dornenkränen. Damit bohren sie sich in Wasserinsekten ein. In den „passenden“ Wirtstieren, z.B. den Gelbbrandkäfern oder Libellenlarven entwickeln sie sich dann innerhalb von 1 ½ Monaten zum fertigen Wurm.
Geraten sie in den faschen Zwischenwirt, das können beispielweise die Larven von Köcherfliegen oder Eintagsfliegen sein, dann entwickeln sie sich nicht weiter, sondern kapseln sich ein und leben im Magen-/Darmtrakt oder in der Leibeshöhle des Zwischenwirtes. Wenn diese Insektenlarve sich zum Vollimago weiterentwickelt, das Wasser verlässt und von einem räuberischen Laufkäfer gefressen wird, dann kann sich die Wurmlarve in diesem Käfer weiterentwickeln. Wie es dann weitergeht mit dem Wasserkalb, das ist noch nicht in allen Einzelheiten geklärt.
Offensichtlich suchen die Laufkäfer, die eigentlich reine Landkäfer sind, vom parasitären Wurm infiziert, das Wasser auf, und der Wurm wandert aus dem Wirtstier ins freie Wasser aus.