Das Rhizom einer Seerose
Bei unseren winterharten Seerosen-Arten und -Sorten dient das Rhizom als Überdauerungsorgan. Im Frühjahr sprießen dann die neuen Blatttriebe und später auch die Blütenstängel aus den intakten Augen des Rhizoms.
Unser Tipp
Sind die Seerosen in den Gärtnereien noch nicht beschnitten oder sind die Wurzeln beim Transport beschädigt worden, dann schneidet man mit einem sauberen, scharfen Messer alle abgestorbenen oder beschädigten Blätter ab und entfernt auch die älteren, bräunlich gefärbten Wurzeln. Die jungen, weißen Wurzeln werden dagegen nur einige Zentimeter weit zurückgeschnitten.
Rhizom-Merkmale und Unterschiede
Ursprünglich gibt es bei den Wildarten der Seerosen zwei Formen des Rhizoms:
- Ein Rhizom mit waagerechten Ausläufern: Mit deren Hilfe sich die Seerose rasch im Gewässergrund ausbreiten kann. Diesen Rhizomtyp haben die Weiße Seerose (Nymphea alba), die Duftende Seerose (Nymphea odorata) und die Knollenförmige Seerose (Nymphaea tuberosa).
- Ein eher senkrecht stehendes Rhizom: Seerosen diesen Typs wie die Zwergseerose (Nymphaea tetragona) und die Glänzende Seerose (Nymphaea candida) breiten sich deshalb weniger stark aus.
Durch Kreuzungen zwischen Seerosen-Arten beider Rhizomformen sind eine Reihe unterschiedlicher Rhizomtypen, die sich in der Form des Rhizoms und den Wuchseigenschaften voneinander unterscheiden.
Rhizom des Marliac-Typs
Ein solches Rhizom ähnelt dem der Weißen Seerose (Namphea alba) mit waagerechten Ausläufern. Diese Seerosen-Sorten haben jedoch ein kompakteres Rhizom mit einem runden Querschnitt und einem Durchmesser zwischen 6 und 8 cm und einen geringeren Ausbreitungsdrang. Auch der Abstand zwischen den Narben, die abgestorbene und abgebrochene Blatt- und Blütentriebe auf der Oberfläche des Rhizoms hinterlassen haben, ist geringer.
Ein Rhizom des Marliac-Typs entwickelt bald nach dem Einsetzen Seitentriebe, die aber mit den Haupttrieben verbunden bleiben. Der Name Marliac-Typs ist nach dem französischen Seerosenzüchter Latour Marliac benannt worden.
Rhizom des Odorata-Typs
Ein solches Rhizom (benannt nach der Duftenden Seerose Nymphaea odorata) hat schlankere Triebe, mit deren Hilfe sich diese Seerosen schneller und weiter ausbreiten.
Das Rhizom des odorata-Typs hat einen Durchmesser von nur 2 bis 4 cm und hat einen ovalen Querschnitt. Alle 10 bis 20 cm bilden sich an den Haupttrieben Seitentriebe, die leicht abbrechen und Ableger entstehen lassen.
Da Seerosen dieses Rhizom-Typs viel Energie in den Aufbau ihrer Haupt- und Nebentriebe investieren, kann es 2 bis 3 Jahre dauern, bis sie zum ersten Mal blühen.
Rhizom des Finger- oder Daumen-Typs
Seerosen dieses Typs haben ein sehr kompaktes und langsam wachsendes Rhizom mit einem Durchmesser von 2 bis 4 cm. In geringen Abständen am Haupttrieb entwickeln sich kurze Seitentriebe, die leicht abbrechen. Nach 2 bis 3 Jahren bilden sich Ableger mit einem Durchmesser von nur einem halben Zentimeter.
Rhizom des Senkrechten Typs
Rhizoms dieses Typs wachsen nicht waagerecht, sondern mehr oder weniger senkrecht im Substrat. Daher braucht ein solches Rhizoms im Laufe seines Wachstums eine entsprechend große Schichtdicke des Pflanzsubstrates zwischen 30 und 50 cm.
Außerdem muss das Substrat ausreichend mit Nährstoffen versorgt sein. An einem solchen Rhizom vom Senkrechten Typ entwickeln sich erst nach einer Reihe von Jahren einige, wenige Ableger die nicht abbrechen, sondern fest mit dem Haupttrieb verbunden bleiben.
Mischformen des Rhizoms
Durch weitere Kreuzungen sind zum Teil Mischformen zwischen den genannten Rhizomtypen entstanden mit neuen Formen und neuen Wuchseigenschaften. Beispielsweise das sogenannte Ananas-Rhizom, dessen strukturierte Oberfläche dem einer Ananas ähnelt.
Besonders viele Neuzüchtungen gelb blühender Seerosen-Sorten weichen von den beschriebenen Rhizom-Typen ab.